Wanderexerzitien am südböhmischen Jakobsweg

Eine Stärkung für Seele, Körper und Geist, das waren die Wanderexerzitien 2020. Unsere Gruppe war mit vier Personen sehr klein aber fein – für ein ruhiges, tiefer gehendes Angebot wie dieses geradezu ideal.

Am 14. August haben wir uns im Franziskanerkloster Enns (O.Ö.) getroffen und eingestimmt. Von Linz ging es am nächsten Tag über die steilste, auf Schienen fahrende Bergbahn Europas zur bekannten Wallfahrtskirche auf dem Pöstlingberg. Dort traten wir bei einer Gebetszeit in das Schweigen ein. Auch an den folgenden Tagen hielten wir uns daran, während des Tages in Stille zu sein, uns aber dafür am Abend umso lebendiger auszutauschen. Der Weg des ersten Tages war anspruchsvoll; beständig auf und ab ging es durch die faszinierende Hügelwelt des Mühlviertels bis zum Dörfchen Waxenberg. Der Wirt stellte uns extra eine der Gaststuben zur Verfügung, damit wir dort die Hl. Messe feiern konnten.

Unterwegs gab es immer eine Gebetszeit in einer Kirche, sowie einige Impulse am Weg. Der nächste Tag führte uns durch Wälder und vorbei an alten Burgen ins Tal der steinernen Mühl, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Gestärkt ging es dann über die Höhen bei St. Stefan am Walde, meinem Heimatort, über die Grenze nach Tschechien. Dort wanderten wir mit einiger Betroffenheit kilometerlang durch das ehemalige Sperrgebiet, einst Heimat für die 1946 vertriebenen, deutschsprachigen Bewohner, bis 1989 „Niemandsland“ und heute faszinierendes Naturschutzgebiet.

Einigermaßen geschafft erreichten wir schließlich den Moldaustausee, und mit der Fähre den kleinen Markt Frymburk nad Vlatavou/ Friedberg an der Moldau. Ein unglaublich wohltuendes Bad im „böhmischen Meer“ wie der in den 1950-er Jahren künstlich geschaffene See auch genannt wird, die Eucharistiefeier und ein gutes Abendessen beendeten diesen Tag. Weiter ging es am Morgen durch die sanft wellige Hügellandschaft Südböhmens über Svetlik/ Kirchschlag nach Kajov/ Maria Gojau, wo uns eine junge Ordensschwester die geschichtsträchtige Wallfahrtskirche öffnete, und uns die Möglichkeit zur Feier der Hl. Messe bot.

Am nächsten Tag erreichten wir nach gut zwei Stunden Marsch die bezaubernde Stadt Cesky Krumlov/ Böhmisch Krummau – gelegen an einer „krummen Au“ und wegen der vielen Brücken auch als das „Venedig der Nordens“ bezeichnet. Hier hatten wir noch 1 ½ Tage Zeit mit offenen Sinnen da zu sein, bis wir reich beschenkt per Bahn die Rückreise nach Linz antraten, um wieder Abschied voneinander zu nehmen. Unglaublich wie schnell man zusammenwächst, wenn Gottes Geist, ein gemeinsamer Weg und die Dankbarkeit Menschen miteinander verbinden. Auch im kommenden Jahr werden diese Wanderexerzitien auf dem Südböhmischen Jakobsweg angeboten … vielleicht bist du ja dabei!