Wanderexerzitien im Rietital 08. – 14. September 2019

Exerzitien sind geistliche Übungen. Gottes Melodie begleitet „gratis“ jede Sekunde des Lebens. Sich auf diese Melodie „einzuschwingen“ bedeutet inneren Reichtum, aber es erfordert auch Übung, Zeit, Stille, …

Unsere Wanderexerzitien führten uns in das weite Tal von Rieti, das auch franziskanisches Galiläa genannt wird. Der heilige Franziskus und seine Gefährten der ersten Jahre machten hier, an einsamen Orten, prägende Erfahrungen in der Nachfolge Jesu.

Zur Einführung waren wir in Poggio Bustone. Das ist ein wunderschönes Fleckchen Erde, hoch oben an steilen Felsen gelegen. Hier erlangte Franziskus Gewissheit, tatsächlich von Gott angenommen zu sein, auch mit seinen Schattenseiten. Theoretisch war ihm das immer klar, existenziell erfahren hat er es aber erst hier während einer mystischen Erfahrung im Gebet.

In schweigender Wanderung führte uns der Weg am zweiten Tag nach Fontecolombo. In dieser Einsiedelei verfasste Franziskus die bis heute gültige Ordensregel. „Wie regle ich mein Leben?“, lautete die Frage für uns. In einer Fensternische der kleinen Magdalenenkapelle ist hier ein Taukreuz zu sehen, das Franziskus selber mit roter Farbe an die Wand malte.

Eine weitere Wanderung ging nach La Foresta. Ein Priester beherbergte hier einige Zeit Franziskus. Die vielen, nun eintreffenden Besucher verzehrten jedoch, direkt vom Weinstock weg, die Trauben des Priesters. Als Franziskus dessen Unmut spürte, stellte er ihm trotz allem eine reiche Ernte in Aussicht. Und tatsächlich … nie vorher und nie nachher brachte der Weinberg so großen Ertrag. „Sollten nicht auch wir mehr wagen, damit Gott eine Chance hat uns zu beschenken?“ Heute beherbergt der Ort junge Männer mit unterschiedlichsten Suchtproblemen. Durch Gemeinschaft, Gebet und Arbeit versuchen sie, wieder Boden unter ihre Füße bekommen.

Am vierten Tag pilgerten wir nach Greccio. In der Weihnachtsnacht des Jahres 1222 organisierte Franziskus hier in einer Höhle die erste „lebendige Krippe“, bei der auch die Hl. Messe gefeiert wurde. Er wollte sichtbar machen, wie konkret Gott im Jesus-Kind „das wirkliche Fleisch unserer Zerbrechlichkeit (fragilitas) annimmt“, wie er einmal schreibt. Auch der tiefe Zusammenhang zwischen Gottes Menschwerdung und seiner stillen Gegenwart in der Eucharistie beeindruckte ihn. Können unsere reizüberfluteten Augen das Wunder „hinter“ der Weihnachtskrippe noch erkennen?

Bevor es schließlich im Begleitfahrzeug mit unserem Begleiter und Koch Br. Martin nach Assisi ging, wanderten wir über eine traumhafte Hochebene nochmals in Stille ins alte Kloster von Stroncone.

„Mit“ Franziskus und Klara – so könnte man sagen – durchstreiften wir am letzten Tag unserer Exerzitien die belebten Gassen von deren Heimatstadt. Die Lebensorte der beiden führten unsere Gedanken zurück zum Alltag unseres Lebens. Ich hoffe, dass die intensive Zeit uns befähigt hat, Gottes Melodie besser zu erlauschen: Eine geistliche und körperliche „Lockerungsübung“!

Von 15.08. – 19.08.2020 stehen wieder Wanderexerzitien, diesmal auf dem Südböhmischen Jakobsweg von Oberösterreich nach Tschechien auf dem Programm. Vielleicht hast du Lust bekommen mit dabei zu sein.

Marcia tut gut … Teil 1

Jährlich von 25.7. bis 4.8. findet die Marcia francescana statt, eine Wallfahrt junger Menschen nach Assisi zur Portiunkula, der Kapelle, die hl. Franziskus neu aufgebaut und besonders gemocht hat. Wir haben die Teilnehmer der Marcia, die Marciatori, gefragt, wie sie die Marcia erlebt haben. Hier die Rückmeldungen.

1.      … auf dem eigenen Weg …  

Die Marcia war für mich wunderbare Momente des Teilens, des Gebets und des einfachen Da-Seins. Wenn ich die Entscheidung noch einmal treffen sollte, würde ich die Marcia mit Freude wieder mitgehen. Danke.

Bei der Marcia francescana erlebe ich tiefe Freude in Mitten von Hitze, Anstrengung und Blasen an den Füßen.

Bei der Marcia kommt es letztlich nicht auf die gegangenen Kilometer an, sondern auf den inneren Weg.

Etwas vom Schönsten an der Marcia ist die innere Freiheit, die ich spüren darf.

Durch die Einfachheit und Unkompliziertheit, die bei der Marcia herrscht, wird mir ganz viel Freiheit geschenkt.

Die Marcia lehrt einen, dass es immer weiter geht (auch wenn man selber vielleicht manchmal daran zweifelt), weil man nie alleine unterwegs ist.

Die Marcia ist wie das Leben: Man weiß nie, wie der Weg ist und wie lange er dauert, was einen erwartet, welche Menschen einen begleiten.

Auf der Marcia habe ich sehr viel über mich gelernt, über meine Stärken und über meine Grenzen.

Die Marcia bot für mich eine wunderbare Möglichkeit zehn Tage dem Alltag zu entfliehen und auf das Wesentliche im Leben nachzuspüren. Das Wandern durch die wunderschöne Landschaft Umbriens in einer bunten Gruppe junger Leute verschiedenster Herkunft ermöglichte mir, den Blickwinkel anderer Leute zu verstehen und dabei auch die eigenen Probleme und Lebensfragen in einem anderen Licht zu sehen. Durch das intensive zusammen Leben und zusammen auf dem Weg sein schlossen sich neue Freundschaften und es entwickelte sich eine starke Verbundenheit mit der Gruppe. Die Wallfahrt war geprägt von einer besonderen Freude, die mir dabei half meine eigenen Wünsche und Ziele besser wahrzunehmen, welche es gilt im künftigen Alltag umzusetzen.

Nachdem ich schon viel über die Marcia gehört habe, bin ich neugierig geworden und habe mich auch angemeldet. Schon bei der Eröffnungsrunde wurde klar, dass ganz unterschiedliche junge Menschen zusammengekommen sind. In den nächsten Tagen hat sich herausgestellt, wie bereichernd Unterschiede sein können. Es war sehr schön, Gleichaltrige kennen zu lernen, denen Glauben auch sehr wichtig ist, und die unterschiedlichen Herangehensweisen an Lebens- und Glaubensthemen fand ich spannend. Jeden Tag gab es Impulse und Denkanstöße, auch bei den schön gestalteten Gottesdiensten, aber man konnte natürlich auch an eigenen Themen arbeiten und diese beim Gehen mitnehmen. Schwierigkeiten und Durchhänger hatte ich auch, aber ich fühle mich durch die Teilnahme an der Marcia reich beschenkt und bin sehr dankbar dafür.

Die Marcia francescana war für mich etwas Unbegreifliches. Ich kam meinen Grenzen noch nie so nah und hatte noch nie so starken Muskelkater. Aber irgendwoher bekam ich immer neue Kraft. Schon nach wenigen Tagen entstand eine starke Gemeinschaft. Man fühlte sich in der Gruppe geborgen und jeder hatte immer ein offenes Ohr für den anderen. Und trotz Hitze und Erschöpfung genoss ich die schöne Aussicht bei den täglichen Wanderungen und freute mich schon auf das darauffolgende Mittagessen. Ich kann die Marcia francescana nur empfehlen.

Die Marcia war für mich eine tiefe Erfahrung, auf den Spuren des Heiligen Franziskus habe ich die kleinen Freuden des Lebens (z.B. ein kräftiger Linseneintopf nach einem anstrengenden Marsch ?) auf eine neue, viel intensivere Weise schätzen gelernt. Die Herzensgüte, Solidarität und Ehrlichkeit die ich während der Marcia erfahren habe, haben mich daran erinnert was wirklich Christ sein heißt ?

Bei der Marcia habe ich meine Begeisterung für die Musik wiederentdeckt. Das gemeinsame Singen war sehr schön und ich habe auch danach noch oft mit den Verwandten musiziert. Außerdem habe ich von der Marcia ein Gefühl von Wärme und Liebe mitgenommen, das bis heute anhält. Auch die positive Einstellung zum Leben ist mir geblieben. Ich schätze die kleinen Dinge  und schöne Momente nun mehr?

Bei der Marcia wird voreinander und miteinander geschwitzt – es kann so heiß sein, dass sich die Verwendung des noch so tollsten Deos irgendwie nicht so recht auszahlt (außer für vielleicht 5 Minuten). Man ist also schon einmal in diesem körperlichen Bereich zu einer gewissen “Ehrlichkeit” gezwungen. Und wenn dann schon der Schweiß rinnt, liegt es nahe, dass früher oder später auch andere Masken überflüssig werden und man sich traut (z.B. in den Gruppengesprächen oder zwischendurch am Weg), Aspekte des eigenen Lebens in den Blick zu nehmen, die wir normalerweise vor anderen (und oft auch vor uns selbst) eher verstecken.
Alle schwitzen. Alle haben mit dem einen oder anderen Stolperstein in ihrem Leben zu kämpfen. Alle kommen einmal an die eine oder andere Grenze. Und alle sind wir von Gott bedingungslos angenommen und geliebt.
Für diese Erkenntnisse und Erfahrungen nehme ich die Schwitzerei echt gerne in Kauf. ?

Möchtest du das auch erleben? HIER gibt es weitere Informationen!

Das war Marcia Francescana 2019: Al posto tuo / an deinem Platz

Marcia Francescana – zu Fuß pilgern nach Assisi, den eigenen Rucksack tragen, im Schlafsack auf der Isomatte übernachten, schwitzen, am Ende ein tolles Fest feiern, eine Wasserschlacht genießen, aber auch in der Stille sein, Gemeinschaft erleben, tolle Gespräche führen, sich mit Gottes Wort auseinandersetzen, zu Gott und sich selbst finden, IHN hören… Das alles und noch mehr ist die Marcia.

Ausgehend von dem Franziskanerkloster in Bozen, wo sich die Marciatori und Marciatrici aus Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz getroffen haben, ging es mit dem Bus nach Piediluco. Bereits hier erlebten wir das erste Highlight der diesjährigen Marcia – einen wunderbar kühlen See, in den wir sehr gerne reingesprungen sind.

Am nächsten Morgen marschierten wir los. Der erste Anstieg kam sofort, aber nachdem wir in der ersten Stunde im Schweigen gingen, war er leicht zu schaffen. Groß war unsere Verwunderung, als wir bereits zur Laudes die Hälfte der Strecke hinter uns hatten. Und da es nicht allzu heiß war, hielten wir das Tempo, konnten schon sehr früh die erste Etappe hinter uns lassen und erreichten unser Quartier in Ferentillo – einen überdachten Kletter-Sportplatz. Deshalb blieb uns viel Zeit, um das Mumienmuseum sowie die Altstadt und die zwei Kirchen zu besichtigen.

Nach dem Mittagessen gibt es immer – so auch hier – eine Siesta, und anschließend Impuls zum Thema des Tages – Loslassen und Aufbrechen. Ein prophetisches Thema, denn am nächsten Tag musste so manche/r von uns die Vorstellung loslassen, im Trockenen gehen zu können. Es kam ein ordentlicher Regen, der die ganze Nacht (und den ganzen Vormittag) dauerte.

Da es in der Früh noch sehr stark regnete, durften wir nach dem Frühstück (das Wort „Früh“ bekommt um 5.00 Uhr eine andere Bedeutung ?) noch einmal in den Schlafsack, denn Laudes wurde für 9.00 Uhr angekündigt. An dieser Stelle ergeht ein GROSSER DANK an das Küchenteam, das unsere Rucksäcke trocken zur nächsten Station transportiert hat. Ohne Rucksäcke und ohne Hitze ging es sich leicht, also waren wir auch am zweiten Tag recht rasch und wenig müde am Ziel – in San Anatolia in Arco. Auch hier haben wir uns ausgeruht, physisch und geistig genährt und feierten die Heilige Messe. Das Küchenteam versorgte uns mit wirklich leckeren Speisen.

Am nächsten Tag war unser Thema die Stelle aus Jesaja 9, 1-2: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht …“ Nun, auch auf der Marcia gehen wir in der Dunkelheit los, um am Ende in eine lichtreiche Stadt – Assisi – anzukommen. Das Tagesziel war Spoleto, eine im Leben des Hlg. Franziskus wichtige Stadt. Hier hat er die Stimme gehört, die gefragt hat, ob er denn dem Knechten oder dem Fürsten folgen wolle. Und hier wird auch einer von seinen zwei erhaltenen handschriftlich geschriebenen Briefen aufbewahrt.

Als wir am kommenden Morgen das Kapuzinerkloster, in dem wir übernachtet haben, verlassen wollten, fehlten plötzlich in der Mitte des Morgenkreises die Müsliriegel, die wir sonst für den Weg bekamen. Groß war unsere Freude, als wir sie doch gefunden haben – passend zum gestrigen Thema, auf einem kleinen leuchtenden Christbaum! So erlebten wir Weihnachten im Juli ? Auf dem Weg nach Trevi haben wir viele Heißluftballons gesehen und konnten eine wunderbare Landschaft des Spoletotals mit vielen Olivenhainen bewundern.

Der fünfte Gehtag führte uns nach Bevagna. Unterwegs passierten wir Sonnenblumenfelder, Olivenhaine, aber auch bereits geerntete Getreidefelder. Dieser Tag war wirklich heiß und lang – wir hatten also genug Zeit, über die Seligpreisungen nachzudenken, uns aber auch gut unterhalten und tiefe Gespräche führen. Zum Weitergehen motivieren war an diesem Tag angesagt. Sätze wie „Ich mache es ja freiwillig“ und eine Wasserschlacht im Brunnen am Hauptplatz waren genau das Richtige. Und wir wussten, dass wir am nächsten Tag nicht gehen würden, denn …

Der 1. August ist bei der Marcia immer ein Einkehrtag mit verschiedenen Angeboten, die Beziehung mit unserem Vater im Himmel zu stärken: der Vormittag in Stille, Eucharistische Anbetung, tiefgehendes geistiges Gespräch, Beichte, Spaziergang im Weinberg, Olivenhain oder am nahegelegenen Friedhof (von wo schon Assisi zu sehen war!)… Und das Thema? Die Heimkehr der Tochter / des Sohnes – ausgestreckte Hände des Vaters!

Am Nachmittag war die Pflege der Gemeinschaft dran: Wir haben das Einkehrtag-Abschlussfest vorbereitet, die Liturgie, die Musik, aber auch die Speisen und das Unterhaltungsprogramm in Form eines Theaterstückes. Der Abend war wirklich lustig. Und das Abendessen soooooooooooooooo köstlich!

Und schon war er da, der Tag des großen Perdono. Dieses Jahr kamen wir aus dem Süden und konnten die Basilika, in der sich die Portiunkula befindet – die kleine Kapelle, die der Hlg. Franziskus Anfang des 13. Jahrhunderts repariert hat – schon von weitem sehen. Groß war die Freude, als wir endlich die Rucksäcke in unserem Quartier abgelegt haben. Und noch größer war sie, als wir am Nachmittag mit Tausenden anderen jungen Menschen aus Italien, Kroatien und Albanien in die Kirche eingezogen sind. Das anschließende Fest mit Musik, viel Tanzen und guten Gedanken der Marciatori und Marciatrici war wirklich toll. Und da es so richtig heiß war, blieb auch die erfrischende Wasserschlacht nicht aus.

Der vorletzte Tag stand im Zeichen von Assisi. Die Brüder haben Führungen angeboten, man konnte aber Assisi auch selbst erkunden oder sich in die Einsiedelei Carceri zurückziehen. Am Nachmittag haben wir uns ausgetauscht und miteinander geteilt, wie die Marcia für uns war – und beteten gemeinsam die Vesper in San Damiano, einer weiteren Schlüsselstelle im Leben des Hlg. Franziskus. Den Tag ließen wir bei Pizza ausklingen.

Am letzten Tag wurden wir im Rahmen einer festlichen Lossendungsmesse – ganz im Zeichen des Marcia-Mottos – „an unseren Platz“ gesendet: „Sucht was im Himmel ist und bleibt mit den Füßen am Boden.“ Geistig vollgetankt sind wir – mit dem Bus – nach Bozen zurückgekehrt.

Und was es auf sich hatte mit dem Motto „An deinem Platz“? Die Auflösung kam am Ende der Lossendungsmesse: Jede/r bekam ein Bild der Dreifaltigkeitsikone von Andrei Rubljow. Unser wirklicher, wichtigster Platz ist in der Mitte – in der Liebe Gottes.

Spannung der Mitte

Die Osternacht ist schon lange vorbei… Nun beginnen die Ferien. Hier ein Paar Gedanken aus der Osterpredigt – über die Kunst, Gott nicht in Extremen, sondern in der Mitte zu suchen…

Wer nur betet, wird weltfremd. Wer nur arbeitet, wird gottlos.

Wer nur für sich selbst sorgt, ist egoistisch. Wer nur für andere sorgt, brennt aus.

Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht. Wer meint immer Recht zu haben, wird verhärten und intolerant werden.

Die Lebendigkeit ist in der Mitte der Spannung, mitten am Kreuz.

Die Welt ist Gottes soooo voll! Suchen wir ihn in der Mitte.

P. Stefan Kitzmüller

Foto: Ingrid Mathois

Fest der Jugend in Salzburg – Pfingsten 2019

Auch heuer waren wir zu Pfingsten wieder mit dem „Franciscan Corner“ in Salzburg beim Fest der Jugend präsent. Ein Festzelt, kleine Snacks, der wunderschöne Klostergarten und Livemusik bildeten den Rahmen. Es gab unzählige schöne Begegnungen und Gespräche. Die Workshops, gestaltet von uns Franziskanern und von franziskanischen Schwestern, waren sehr gut besucht. Viele positive Rückmeldungen machten uns Mut, auch im kommenden Jahr in Salzburg wieder dabei zu sein.  

Das bekannte Treffen für Jugendliche in Salzburg feierte zu Pfingsten sein 20-jähriges Bestehen. Veranstalter ist die österreichweite Loretto-Bewegung unter der Leitung von Georg Mayr-Mellnhof. Was 1998 als ein kleines Gebetstreffen begann, ist mittlerweile eine Großveranstaltung, die in diesem Jahr zirka 10.000 Teilnehmer verzeichnete. Die Jugendlichen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, und nehmen teilweise sehr lange Anreisen in Kauf. Viele kommen privat mit ihrem Freundeskreis, andere im Rahmen von Fahrten, die durch Pfarren oder Bewegungen organisiert werden. Als Franziskaner nehme ich mit anderen Mitbrüdern seit einigen Jahren an diesem Treffen teil. Hier schildere ich einige persönliche Eindrücke.

Offenheit der Herzen

Mir fällt immer wieder auf, dass Jugendliche im Kontext christlicher Events für Glaubensthemen leichter ansprechbar sind als sonst. Hier ist Kirche kein unattraktiv wirkendes Randphänomen, sondern die ganze Salzburger Altstadt ist voller junger Menschen, die christliche Lieder singen, Heilig-Geist-Armbänder tragen (anstelle einer Eintrittskarte) und trotzdem „cool“ daherkommen. Priester und Ordensleute mischen sich unter die Leute, essen mit den Jugendlichen Eis, und sind spontan ansprechbar. Der Dom wirkt plötzlich nicht mehr wie ein Museum, sondern als ein zum Bersten gefülltes Gotteshaus, dröhnend von den Rhythmen der neuesten, christlichen Songs, und innen in den schrillsten Farben beleuchtet. Die groß aufgebaute Tribüne für die Lobpreisband hat ziemlich style Hintergrundelemente; alles wirkt hypermodern und professionell. Wenn in diese Umgebung und Atmosphäre zu Beginn der Hl. Messe unzählige Priester, die liturgische Assistenz und am Sonntag auch der Bischof bei rockiger Musik einziehen, dann wirkt das auf die Jugendlichen plötzlich nicht mehr wie aus der Zeit gefallen. Selbst das uralte Symbol des Weihrauchs erscheint nun als so etwas wie Partynebel. Wenn dann die Worte der Predigt noch unter die Haut gehen, und mehr als fromme Floskeln sind, öffnen viele Jugendliche ihr Herz, das ist zumindest meine Beobachtung. Zuhause erleben sie ja mancherorts, falls sie in die Kirche gehen, das absolute Gegenteil all dessen, was ich geschildert habe.

Katholische Vielfalt

Auffallend ist die reiche Vielfalt an Institutionen, Gruppen und Orden, die am Fest der Jugend präsent sind. Die Liste der Workshop-Anbieter zeigt dies sehr schön: Die Katholische Jugend ist darauf ebenso vertreten, wie die Legionäre Christi, alte Orden genauso wie junge Gemeinschaften. So unterschiedlich wie die Anbieter sind auch die Themen. Auch hier reicht die Palette von spirituellen Themen über den Schutz der Schöpfung, gesellschaftliches und caritatives Engagement bis hin zu kreativen Tätigkeiten. Das Verbindende ist, dass es immer um den Glauben an Jesus Christus geht, die Beziehung mit ihm, und um die Umsetzung seines Evangeliums in der Nachfolge. Auch die Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, jede und jeder für sich ein Unikum, auch im Hinblick auf den persönlichen Glauben. Das Spektrum reicht von Nichtgetauften, die unversehens irgendwie bei diesem Treffen gelandet sind, bis zu solchen, die täglich in die Hl. Messe gehen. Über die Jahre fällt mir auf, dass dieses Treffen in Salzburg nicht spaltet, sondern zusammenführt und integriert, also im besten Sinne des Wortes als katholisch bezeichnet werden kann. Die Veranstalter sind sich ihrer Loretto-Spiritualität bewusst. Trotzdem oder gerade deshalb schwimmen sie nicht im eigenen Saft, sondern lassen nach guter Prüfung auch andere, ergänzende Einflüsse zu. Meine Beobachtung ist auch, dass manche, auch junge Menschen mit dieser Art zu beten und den Glauben zu leben nichts anfangen können. Das spricht nicht gegen das Fest der Jugend, sondern dafür, dass es daneben auch andere Angebote braucht. Die manchmal geäußerte Kritik, hier würden Jugendliche zu weltfremden „Halleluja-Schlümpfen“ erzogen, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Diejenigen, mit denen ich Kontakt hatte, waren vielfach mitten im Leben stehende, hellwache, auch außerkirchlich engagierte junge Menschen. 

Schönheit und Reichtum des Christlichen

Auffallend war für mich schließlich auch, wie sehr die unterschiedlichen Redner aus dem Erfahrungsschatz der christlichen Tradition schöpften, zugleich aber die Lebenswelten der Jugendlichen gut kennen. So über Jesus, die Taufe, das Gebet oder die Eucharistie zu sprechen, dass Jugendliche merken wie relevant das alles für sie sein kann, ist eine Gnade. Bewähren muss sich der Glaube ohnehin außerhalb von Großveranstaltungen, im mühevollen Alltag. Wie schön, wenn jungen Menschen auf diesem Weg gute, geistliche Nahrung mitgegeben wird.     

P. Stefan Kitzmüller

Fotos: Ingrid Mathois

Drei Gedankten zur Passion nach Lukas (Lk 22,14 – 23,56)

Die Passion vom Palmsonntag – heuer nach Lukas – offenbart uns immer wieder neue Schätze. Folgende drei Gedanken sind mir dieses Jahr besonders aufgefallen.

1.       An diesem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde (Lk 23,12)
Der jüdische Priester und der römische Soldat standen an entgegengesetzten Seiten der Macht, und waren eigentlich politische Feinde. Hier zeigt sich die alte Wahrheit – nichts eint so, wie ein gemeinsamer Feind.
Sollen auch wir Christen so agieren? Oder ist es doch christlicher, positive Koalitionen FÜR etwas zu bilden?

2.       Mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch (Lk 23,23)
Sowohl Pilatus als auch Herodes ließen sich vom Geschrei der Menschen beeindrucken. Der, der lauter schreit, wird gehört.
Muss das auch bei uns Christen so sein? Oder ist es doch christlicher, nicht mitzugehen und mitzuschreien, sondern selbst das Gehirn einzuschalten und seine eigene Meinung zu bilden?

3.       Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst! (Lk 23,42)
Einer der Verbrecher verhöhnt Jesus. Der andere aber ist sich seiner Schuld bewusst und bittet um Verzeihung. Und Jesus vollzieht die erste Heiligsprechung der Geschichte – direkt am Kreuz.
Als Verurteilter andere verurteilen? Mit dem Finger auf andere Zeigen? Oder ist es doch christlicher, eigene Schulden einzusehen und um Barmherzigkeit zu bitten?
Dann können auch wir mit Jesus im Paradies sein. Was für ein tröstlicher Gedanke!

 P. Stefan Kitzmüller OFM

Bettona … Liebe und Beziehung

Freundschaften und besonders Paarbeziehungen sind wie ein Garten: Sie brauchen Pflege, damit sie so richtig ins Blühen kommen! Aber wie geht das konkret? Beim Kurs Bettona vom 29. bis 31. März 2019 im Schweizer Franziskanerkloster Näfels versuchten wir dieser Frage auf die Spur zu kommen. Zwölf junge, sehr interessierte Männer und Frauen (sowohl Paare als auch Singles) waren da.

Am ersten Abend ging es zuerst einmal um das „Ja-Wort“ zu sich selbst als Basis jeder Beziehungsfähigkeit zu Anderen. Am nächsten Tag dachten wir darüber nach, wovon wir alle, und wovon jede/-r ganz individuell geprägt ist. Ressourcen, aber auch Stolpersteine im Hinblick auf das Beziehungsleben wurden in den Blick genommen. Die tiefere Bedeutung des Ehesakramentes versuchten wir am Abend zu beleuchten. Am dritten Tag standen Beziehungsgeschichten der Bibel im Mittelpunkt.

Den Rahmen des Programms bildete die Mitfeier der klösterlichen Liturgien, und der gemütliche Austausch untereinander in den Pausen und am Abend. Auch eine Wanderung, verbunden mit einer Kreuzwegandacht, in die wunderschöne Umgebung stand auf dem Programm. Insgesamt war es eine extrem schöne, bereichernde Zeit.

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 5

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

Ein Jahr in wenigen Zeilen zusammenzufassen fällt mir nicht leicht – vor allem, weil es im Laufe der Berufungsjahr-Wochenenden (und auch dazwischen!) so viele “dichte” Augenblicke gab und eine Vielfalt an Menschen, Orten, Feiern, Methoden, Gesprächen… Ich will daher vor allem in den Blick nehmen, wovon ich HEUTE zehre:

Meine wichtigste Motivation, mich zu diesem Jahr anzumelden, war, so etwas wie “SuchgefährtInnen” zu haben in meinem Schauen und Fragen, wohin mich mein Weg (weiter-)führen will. Das wurde mir (neben vielem anderen) in diesem Jahr mehrfach geschenkt – und zwar spannenderweise meistens “am Rande” der Wochenenden:


Zunächst im wirklich aufmerksamen Zuhören und Nachfragen einer anderen Teilnehmerin, wie ich denn etwas, das ich in einem Kleingruppengespräch gesagt habe, gemeint hätte. Das hat vieles für mich ins Fließen gebracht.

Am Vorabend zum dritten Wochenende, zu dem einige von uns schon am Freitag angereist sind, hat sich ein sehr ehrliches und tiefes und für mich überaus wertvolles Gespräch ergeben. An diesem Abend hat sich erstmals auch ein wirkliches “Gruppenfeeling” eingestellt: Mit Interesse an den Wegen der anderen sowie viel gegenseitigem Wohlwollen und Wertschätzung unserer Unterschiedlichkeit. Dieses “Wirklich-suchen-Dürfen” und nicht vortäuschen zu müssen, “voll den Plan zu haben”, sondern sich und den anderen einzugestehen, manchmal im eigenen Leben den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, hat echt gut getan. 

Beim letzten Wochenende schließlich hatte ich den Eindruck: “Jetzt geht’s erst richtig los!” – und wirklich: Sooo viele gute Dinge hat Gott in meinem Leben in der Zwischenzeit gewirkt. Als sehr schön empfinde ich es, dass für mich zwei wirklich gute und mir sehr wichtige Freundschaften aus dem Berufungsjahr entstanden sind. Es ist schön, miteinander auf dem Weg zu sein… und zu bleiben… 

Ich danke dem Leitungs-/Begleitungsteam für die sorgfältige und liebevolle Vorbereitung und Begleitung und bin froh, am Berufungsjahr teilgenommen zu haben. Vor allem aber bin ich neugierig und gespannt, was Gott in mir wachsen und lebendig werden lassen will…

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 4

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

Ich habe am franziskanischen Berufungsjahr 17/18 teilgenommen, weil ich einfach spürte, dass es nach einer tollen Erfahrung auf der Marcia Francescana irgendwie weiter gehen muss mit meiner Sehnsucht nach Gott und dem franziskanischen Leben.

Diese einzelnen Wochenenden waren geprägt von der Ausstrahlungskraft der jeweils einzelnen Klöster und der Gemeinschaft vor Ort. Wir durften franziskanisches Leben konkret erfahren und die Impuls und den Austausch ermöglichten uns sich tiefer mit sich selbst und seiner Gottesbeziehung zu befassen.

Es ist einem selbst überlassen wie tief man sich der Stille und dem Gebet vor Ort widmet aber genau dies waren für mich die fruchtbarsten Momente: ich durfte immer wieder für ein Wochenende aus der Hektik des Alltags aussteigen und mich ganz meinen Fragen widmen. Sehr genoss ich die ruhigen Zeiten der Stille und des persönlichen Gebets. Dies hat mich, so glaube ich, auf meinem Weg gestärkt und auch vorangebracht.