Marcia Francescana einmal anders

Rein äußerlich gestaltete sich unsere jährliche Pilgerveranstaltung in diesem Jahr ganz anders als sonst. Der geistlichen Intensität des gemeinsamen Unterwegsseins tat dies aber keinen Abbruch – ganz im Gegenteil! Als im März Covid19 unser aller Leben auf den Kopf stellte, sah es vorerst so aus, als müssten wir die Marcia Francescana 2020 völlig absagen. Geplant war es ja gewesen heuer im Marienwallfahrtsort Loreto an der Adria-Küste zu starten, und von dort nach Assisi zu pilgern. Noch im Februar waren wir als kleines Team in Italien um Quartiere und Wege zu suchen. Diese Vorbereitungen mussten wir aber dann ad Acta legen. Vielleicht können sie 2021 oder später umgesetzt werden. Für heuer aber kristallisierte sich eine Marcia in Tirol als gangbare Alternative heraus – wenn auch mit einigen Risiken.

Aus heutiger Sicht aber hat es sich gelohnt! Als 29-köpfige Gruppe trafen wir uns am 25. Juli in Kufstein bei bosnischen Franziskanern. Ungefähr drei Viertel der TeilnehmerInnen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren war das erste Mal dabei. Schon bei der Vorstellrunde, dann beim abendlichen Gottesdienst war spürbar, dass diese Pilgerveranstaltung für die allermeisten mehr ist als ein bloß sportliches Event bedeutete. Der erste Geh-Tag führte uns bei ein wenig Regen auf den so genannten „Hilari-Berg“ bei Kramsach. Von hier pilgerten wir am nächsten Tag zum Franziskanerkloster Schwaz und streiften dabei den Achensee, der uns ein erfrischendes Bad und eine intensive Zeit des geistlichen Austausches an seinen Ufern bescherte. Eine sehr schöne Etappe führte uns dann über Gnadenwald nach Hall in Tirol, wo wir wiederum bei den Franziskanern Unterkunft fanden. Auf einem Bogen über die Hügel südlich von Innsbruck gelangten wir schließlich ins dortige Franziskanerkloster bei der dortigen Hofkirche im Zentrum der Stadt. Entlang des Inn gelangten wir anderntags nach Telfs um auch das dortige Kloster noch für drei Tage zu „okkupieren“. Eine wunderschöne Pilgertour führte uns von dort auf die Niedere Munde (2059m). Es war der höchste, wohl jemals von einer Marcia-Gruppe erreichte Punkt. Spirituell erreichte die diesjährige Marcia ihren Höhepunkt bei der Ankunft am Ziel, der Wallfahrtskirche Maria Locherboden, und am Einkehrtag.

Das Motto für heuer lautete: „Steh auf und geh!“ (Joh 5, 8). Gerade unter dem Eindruck der Pandemie zeigt sich, wie wichtig es ist immer wieder aufzustehen und weiter zu gehen – vielleicht aber anders weiter zu gehen, mit einem neuen Rhythmus, einer neuen Dankbarkeit und einem erneuerten Glauben, dass Gott unsere Wege mitgeht. Schon jetzt dürfen wir herzlich zur Marcia Francescana 2021 einladen – auch wenn noch etwas unklar ist, ob sie wieder nach Assisi führen wird, oder doch noch einmal in Österreich stattfindet.