Gottes Geist online … Ein Erfahrungsbericht

Ich halte „Social Distancing“ für ein Unwort des eigenartigen Jahres 2020. Als Alternative schlage ich das Wort „Physical Distancing“ vor. Dieses impliziert bloß räumlichen Abstand, nicht jedoch sozialen. Gerade in Krisenzeiten sehnen wir uns noch mehr als sonst nach Nähe. Wie aber ist Nähe möglich, solange ein Virus zirkuliert, der nur auszubremsen ist, indem wir ihm die Wege zwischen den Menschen „verbauen“? Die so genannten sozialen Medien bieten in dieser diffusen Lage die Möglichkeit einer gewissen Nähe, und erlangen eine ganz neue Bedeutung. Sie verlieren endgültig den Nimbus eines elektronischen Spielzeugs und mutieren zum unabdingbaren Werkzeug.

Ein Mittel zum Zweck

Wie viele Epidemien, auch Pandemien, hat die Geschichte schon gesehen? Die Isolation der Infizierten sowie radikale Kontaktverminderung gingen fast immer mit einher. In welche Einsamkeit gerieten Menschen da oft? Als Franziskaner denke ich hier an den hl. Franziskus und die Pestkranken. Unter äußerster Selbstüberwindung näherte er sich diesen trotz tödlicher Ansteckungsgefahr, um ihnen praktische Hilfe, aber noch wichtiger soziale Nähe zu schenken. Soziale Interaktion über Telefon, E-Mail, WhatsApp usw. existierten damals noch nicht, Schutzkleidung auch nicht.

Erstmals in der Geschichte konnten währende der Corona-Pandemie 2020/21 Patienten und ihre Bezugspersonen über Videodienste ungefährliche Kontakte pflegen. Eine Krankenhaus-Seelsorgerin erzählte mir, wie hilfreich das für viele war, auch wenn es physische Kontakte selbstverständlich nicht ersetzen kann.

Aber nicht nur für direkt Betroffene, für ganz viele Bereiche der Gesellschaft erweisen sich Möglichkeiten elektronischer Kommunikation während der Krise als stabilisierender Faktor. Home-Office, Distance-Learning, Video-Konferenzen, E-Mail, WhatsApp, Facebook, Instagram usw. halten Menschen in unterschiedlichsten Konstellationen in Beziehung, solange direkte Kontakte zu riskant sind. Damit ermöglichen sie Leben, welches sich ja immer in Beziehungen abspielt. Selbstverständlich können alle diese Möglichkeiten leibhaftige Interaktion unmöglich ersetzen. Das weiß, wer zum Beispiel über Video unterrichtet hat oder unterrichtet wurde. Zugleich hat man vielleicht aber auch die Erfahrung gemacht, dass diese Kommunikationsform ihre Reize hat, und auch nach der Gesundheitskrise in bestimmten Bereichen zum Einsatz kommen könnte.

Meine erste Aversion 

Ich persönlich bestritt die erste Video-Konferenz meines Lebens während des ersten Lockdowns im April 2020 – sie war ein Desaster! Noch konnten wenige wirklich gut damit umgehen, auch was die Technik betrifft. So vergingen fast 20 Minuten, bis wir uns alle halbwegs gut sehen und hören konnten. Trotzdem ertönten immer wieder unangenehme Nebengeräusche. Mein grelles Schreibtischlicht bewirkte, dass ich mich selbst am Bildschirm als „blasser Zombie“ wahrnahm, ungesund also für meine Eitelkeit. Für mich ging jedenfalls bei all diesen Schwierigkeiten und der damit verbundenen Frustration der Inhalt unseres Meetings fast unter. Wie froh war ich, als der Spuk vorbei war und ich das Meeting verlassen konnte. „Nie wieder!“, schwor ich mir, aber schon mit einer leisen Vorahnung der eventuellen Kurzlebigkeit dieses Vorsatzes. Und tatsächlich folgten bald weitere Besprechungen über Online-Plattformen, anfangs noch unter großer Überwindung, mit der Zeit innerlich etwas gelöster. Ganz anfreunden konnte ich mich damit aber bis in den Spätsommer nicht.

Sinnesänderung und Erfolgserlebnisse

Im Oktober begannen die Infektionszahlen wieder unerbittlich zu steigen. Bald war klar, dass keines unserer geplanten Herbst-Angebote für junge Erwachsene stattfinden könnte. Da geschah es, dass in mir eine Veränderung einsetzte, die ich aus jetziger Sicht als gnadenhaft bezeichnen möchte. „Wieder einfach alles ersatzlos absagen, wie im Frühling, geht einfach nicht“, dachte ich mir. Dann der Geistesblitz: „Wir bieten unsere Kurse und Angebote zumindest online an!“ Wie froh bin ich jetzt, dass andere ähnlich dachten, wir uns in diesem Ansinnen sogar gegenseitig bestärkten und einige schöne, fruchtbare Kooperationen entstanden.

Den ersten Coup landeten wir mit der eintägigen Veranstaltung „Zeit für Berufung“, ursprünglich für zweieinhalb Tage im Kloster Pupping geplant. In einem Team franziskanischer Ordensfrauen und Ordensmänner bemühten wir uns – ebenfalls über eine Video-Konferenz – das Programm den veränderten Umständen anzupassen. Gott hat manchmal wirklichen Humor: Ich als der vielleicht größte Meeting-Muffel der Welt „durfte“ jetzt sogar die Rolle des Host, sprich des Gastgebers übernehmen, der im Hintergrund für die technische Abwicklung sorgt. Ursprünglich völlig ahnungslos, machte ich mich mit der Abwicklung eines Online-Meetings vertraut, in unserem Fall über die Plattform Zoom. Wenn man sich darauf einlässt ist es wirklich nicht schwer, sonst hätte ich es mit meiner EDV-mäßigen Unbedarftheit nicht geschafft.

Wie faszinierend war aber dann die Veranstaltung selbst? Insgesamt 18 Personen versammelten sich „auf dem Bildschirm“. So viele wären bei einer Präsenzveranstaltung aufgrund der langen Reisewege nie gekommen. Als Gruppe dieser Größe wären wir unter Corona-Bedingungen im Kloster Pupping auch nicht untergekommen. Unser „Einzugsgebiet“ umfasste den gesamten deutschen Sprachraum, wie an der dialektalen Vielfalt auch sofort hörbar wurde. Faszinierend zu sehen, wie die Angemeldeten das Angebot dankbar und mit großem Engagement annahmen. Impulse, Persönlicher Austausch und Aufgaben für die stille Vertiefung zu Hause wechselten einander ab. Auch großzügige Pausen hatten wir eingeplant. Das alles verhinderte, dass das Meeting eintönig oder anstrengend wirken könnte. Es wurde ein sehr erfüllender Tag. Er endete dann sogar noch mit einem gemütlichen Zusammensitzen am Abend. Der einzige Wehrmutstropfen war dabei, dass die riesige Tafel Schweizer-Schokolade, die eine Teilnehmerin in einer grausamen Anwandlung wiederholt in ihre Kamera hielt, leider nicht gemeinsam verspeist werden konnte – so weit ist die Technik noch nicht!

Für mich jedenfalls war diese erste Online-Veranstaltung so ermutigend, dass ich für die folgenden keine Bedenken mehr hatte. Der Kurs „Entscheiden … Unterscheiden“, den ich mit drei jungen Brüdern aus dem Kloster Graz in einer 19-köpfigen Gruppe wieder ganz anderer Leute veranstalten durfte, verlief ebenfalls zur vollen Zufriedenheit. Bald darauf konnte ich mit einem anderen Mitbruder einen virtuellen „Pilgerweg“ durch den Advent starten, benannt nach der Marcia Francescana, das bekannte sommerliche Pilgern für junge Erwachsene nach Assisi. Entsprechend den vier Wochen des Advents, steuerten wir dabei in vier Etappen Eremitagen im Tal von Rieti an, die für den hl. Franziskus eine wichtige Bedeutung hatten. Zu unserer Freude folgten 33 junge Leute unserer Einladung. Auch die eigentlich in Maria Enzersdorf geplante Advent-Besinnung für junge Menschen an den drei Tagen vor Maria Empfängnis führten wir online durch. Es waren dichte Treffen an drei aufeinanderfolgenden Tagen, bei denen unsere Gruppe von 15 jungen Menschen schnell zusammenwuchs. Selbst unsere wöchentlichen Treffen der Franziskanischen Jugend (JUFRA) Wien veranstalteten wir mit Beginn des Lockdowns als Video-Konferenzen. Sie gewannen dadurch eine spezielle, eigentlich recht belebende Dynamik. Nebenbei gesagt, funktionierten auch alle Planungen für die genannten Angebote über Onlinemeetings.

Licht und Schatten

Wie gesagt bin ich davon überzeugt, dass sich die gemachten Erfahrungen auch nach der akuten Gesundheitskrise nützen lassen. Folgende Reize haben Online-Angebote für mich bekommen: Die räumliche Distanz spielt keine Rolle. Dadurch erweitert sich der Kreis derer, die teilnehmen können, immens. Eng damit verknüpft ist der Faktor Zeit. Sowohl die Hin- und die Rückreise als auch die Übernachtungen und Zwischenzeiten am Veranstaltungsort fallen weg. Innerhalb der Arbeitseinheiten kann entspannt aber intensiv gearbeitet werden, was eine gewisse Dynamik der Effizienz hineinbringt. Hier kommt der ökonomische Faktor ins Blickfeld. Anders als bei Präsenzangeboten fallen kaum Kosten an. Aus psychologischer Sicht ist die Niederschwelligkeit von Online-Angeboten ein interessanter Aspekt. Eine Anmeldung birgt nämlich kaum Risiko. Die Teilnehmer*innen sitzen ja zu Hause vor dem PC. Falls es jemanden nicht gefällt, kann er unauffällig abtauchen. Zusammenfassend könnte man Online-Veranstaltungen so charakterisieren, dass bei einem minimalen Commitment doch maximal profitiert werden kann.

Natürlich erweisen sich diese geschilderten Vorteile zugleich auch als die Nachteile! Es fehlen etwa die wesentlichen Zwischengespräche beim Kaffee, Mittagessen oder beim Spaziergang in der Pause. Es fehlt die unersetzbare Qualität, welche nur in der Kommunikation leibhaftig präsenter Menschen erreicht werden kann. Es fehlt auch der „Genius Loci“, die Atmosphäre also und der Zauber eines besonderen Ortes. Verstärkt spürbar wird das bei Gebetszeiten. Ob ich beim Gebet zu Hause im Wohnzimmer auf den Bildschirm eines PC starre, oder in einer Kapelle sitze, im Bewusstsein der Gegenwart des Herrn im Tabernakel, ist ein riesiger Unterschied.

Online-Angebote und Soziale Medien im Allgemeinen werden auch in Zukunft physische Nähe nie ersetzen können. Das ist unbestritten klar, und es ist auch gut so. Aber in bestimmten Situationen ermöglichen sie zumindest ein bestimmtes Maß an sozialer Nähe. Als ein simples Werkzeug, um Menschen auf der ganzen Welt zusammen zu bringen, ohne mit allzu vielen (Flug-)Reisen die Erde weiter in Richtung Kollaps zu treiben, eignen sie sich prächtig. Gottes Geist hat jedenfalls keine Berührungsängste mit diesen Medien, das habe ich in diesen Monaten erfahren. Er bedient sich ihrer, ohne ihnen zu verfallen, und zeigt uns damit wie es geht.        

Jugendlager 2020

Es war anders geplant gewesen, als es gekommen ist… Ein Haus war schon gemietet, ein Auto bestellt, ein tolles Programm war da. Wir waren bereit nach Polen auf die Masuren fahren, die Seenlandschaft erkunden und viel Spaß haben. Und dann kam der Corona-Virus… Aufgrund der unsicheren Situation musste alles storniert werden. Echt nicht cool!

Und trotzdem haben wir uns auf den Weg gemacht! Was Solls! Nach Polen konnten wir nicht fahren, aber der Neusiedlersee war in Reichweite! Nach einer Erkundung hat P. Darius entschieden, dass wir den tollen Zeltplatz in Oggau als Basis nehmen werden.

Der Aufbau war weniger kompliziert als gedacht. Leonie, Alina, Samuel, Philipp, Clemens, Gabriel, Johannes, Benedikt und P. Darius bezogen ziemlich schnell ihre Zelte. Anschließend erkundeten wir ein wenig die Gegend mit den Fahrrädern.

Am Dienstag fuhren wir gemeinsam nach Rust und von dort mit der Fahrradfähre nach Podersdorf. Es ist echt erstaunlich, dass der Neusiedlersee zur Zeit maximal 1,80 Meter tief ist! Den Rest des Tages verbrachten wir im Freibad in Rust.

Am Mittwoch war der Familiypark in St. Margarethen unser Ziel. Es war ein voller Tag an dem wir alle echt Spaß hatten.

Am Donnerstag fuhren wir wieder nach Rust zu einer Padeltour auf dem Neusiedlersee und danach ins Freibad. Chillen und Spielen waren das Programm. Es war echt toll durch den Schilf zu fahren und gemeinsam den Tag im Schatten eines Baumes im Freibad zu verbringen.

Wir haben echt viel Werwolf gespielt – manche sind darin echte Profis geworden. Es war eine tolle Erfahrung gemeinsam unterwegs zu sein. Das man so alles in fünf Tagen erleben kann! Zelten am Neusiedlersee ist wirklich empfehlenswert!

Fest der Jugend in Salzburg – Pfingsten 2019

Auch heuer waren wir zu Pfingsten wieder mit dem „Franciscan Corner“ in Salzburg beim Fest der Jugend präsent. Ein Festzelt, kleine Snacks, der wunderschöne Klostergarten und Livemusik bildeten den Rahmen. Es gab unzählige schöne Begegnungen und Gespräche. Die Workshops, gestaltet von uns Franziskanern und von franziskanischen Schwestern, waren sehr gut besucht. Viele positive Rückmeldungen machten uns Mut, auch im kommenden Jahr in Salzburg wieder dabei zu sein.  

Das bekannte Treffen für Jugendliche in Salzburg feierte zu Pfingsten sein 20-jähriges Bestehen. Veranstalter ist die österreichweite Loretto-Bewegung unter der Leitung von Georg Mayr-Mellnhof. Was 1998 als ein kleines Gebetstreffen begann, ist mittlerweile eine Großveranstaltung, die in diesem Jahr zirka 10.000 Teilnehmer verzeichnete. Die Jugendlichen kommen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, und nehmen teilweise sehr lange Anreisen in Kauf. Viele kommen privat mit ihrem Freundeskreis, andere im Rahmen von Fahrten, die durch Pfarren oder Bewegungen organisiert werden. Als Franziskaner nehme ich mit anderen Mitbrüdern seit einigen Jahren an diesem Treffen teil. Hier schildere ich einige persönliche Eindrücke.

Offenheit der Herzen

Mir fällt immer wieder auf, dass Jugendliche im Kontext christlicher Events für Glaubensthemen leichter ansprechbar sind als sonst. Hier ist Kirche kein unattraktiv wirkendes Randphänomen, sondern die ganze Salzburger Altstadt ist voller junger Menschen, die christliche Lieder singen, Heilig-Geist-Armbänder tragen (anstelle einer Eintrittskarte) und trotzdem „cool“ daherkommen. Priester und Ordensleute mischen sich unter die Leute, essen mit den Jugendlichen Eis, und sind spontan ansprechbar. Der Dom wirkt plötzlich nicht mehr wie ein Museum, sondern als ein zum Bersten gefülltes Gotteshaus, dröhnend von den Rhythmen der neuesten, christlichen Songs, und innen in den schrillsten Farben beleuchtet. Die groß aufgebaute Tribüne für die Lobpreisband hat ziemlich style Hintergrundelemente; alles wirkt hypermodern und professionell. Wenn in diese Umgebung und Atmosphäre zu Beginn der Hl. Messe unzählige Priester, die liturgische Assistenz und am Sonntag auch der Bischof bei rockiger Musik einziehen, dann wirkt das auf die Jugendlichen plötzlich nicht mehr wie aus der Zeit gefallen. Selbst das uralte Symbol des Weihrauchs erscheint nun als so etwas wie Partynebel. Wenn dann die Worte der Predigt noch unter die Haut gehen, und mehr als fromme Floskeln sind, öffnen viele Jugendliche ihr Herz, das ist zumindest meine Beobachtung. Zuhause erleben sie ja mancherorts, falls sie in die Kirche gehen, das absolute Gegenteil all dessen, was ich geschildert habe.

Katholische Vielfalt

Auffallend ist die reiche Vielfalt an Institutionen, Gruppen und Orden, die am Fest der Jugend präsent sind. Die Liste der Workshop-Anbieter zeigt dies sehr schön: Die Katholische Jugend ist darauf ebenso vertreten, wie die Legionäre Christi, alte Orden genauso wie junge Gemeinschaften. So unterschiedlich wie die Anbieter sind auch die Themen. Auch hier reicht die Palette von spirituellen Themen über den Schutz der Schöpfung, gesellschaftliches und caritatives Engagement bis hin zu kreativen Tätigkeiten. Das Verbindende ist, dass es immer um den Glauben an Jesus Christus geht, die Beziehung mit ihm, und um die Umsetzung seines Evangeliums in der Nachfolge. Auch die Jugendlichen sind sehr unterschiedlich, jede und jeder für sich ein Unikum, auch im Hinblick auf den persönlichen Glauben. Das Spektrum reicht von Nichtgetauften, die unversehens irgendwie bei diesem Treffen gelandet sind, bis zu solchen, die täglich in die Hl. Messe gehen. Über die Jahre fällt mir auf, dass dieses Treffen in Salzburg nicht spaltet, sondern zusammenführt und integriert, also im besten Sinne des Wortes als katholisch bezeichnet werden kann. Die Veranstalter sind sich ihrer Loretto-Spiritualität bewusst. Trotzdem oder gerade deshalb schwimmen sie nicht im eigenen Saft, sondern lassen nach guter Prüfung auch andere, ergänzende Einflüsse zu. Meine Beobachtung ist auch, dass manche, auch junge Menschen mit dieser Art zu beten und den Glauben zu leben nichts anfangen können. Das spricht nicht gegen das Fest der Jugend, sondern dafür, dass es daneben auch andere Angebote braucht. Die manchmal geäußerte Kritik, hier würden Jugendliche zu weltfremden „Halleluja-Schlümpfen“ erzogen, kann ich nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil: Diejenigen, mit denen ich Kontakt hatte, waren vielfach mitten im Leben stehende, hellwache, auch außerkirchlich engagierte junge Menschen. 

Schönheit und Reichtum des Christlichen

Auffallend war für mich schließlich auch, wie sehr die unterschiedlichen Redner aus dem Erfahrungsschatz der christlichen Tradition schöpften, zugleich aber die Lebenswelten der Jugendlichen gut kennen. So über Jesus, die Taufe, das Gebet oder die Eucharistie zu sprechen, dass Jugendliche merken wie relevant das alles für sie sein kann, ist eine Gnade. Bewähren muss sich der Glaube ohnehin außerhalb von Großveranstaltungen, im mühevollen Alltag. Wie schön, wenn jungen Menschen auf diesem Weg gute, geistliche Nahrung mitgegeben wird.     

P. Stefan Kitzmüller

Fotos: Ingrid Mathois

Bettona … Liebe und Beziehung

Freundschaften und besonders Paarbeziehungen sind wie ein Garten: Sie brauchen Pflege, damit sie so richtig ins Blühen kommen! Aber wie geht das konkret? Beim Kurs Bettona vom 29. bis 31. März 2019 im Schweizer Franziskanerkloster Näfels versuchten wir dieser Frage auf die Spur zu kommen. Zwölf junge, sehr interessierte Männer und Frauen (sowohl Paare als auch Singles) waren da.

Am ersten Abend ging es zuerst einmal um das „Ja-Wort“ zu sich selbst als Basis jeder Beziehungsfähigkeit zu Anderen. Am nächsten Tag dachten wir darüber nach, wovon wir alle, und wovon jede/-r ganz individuell geprägt ist. Ressourcen, aber auch Stolpersteine im Hinblick auf das Beziehungsleben wurden in den Blick genommen. Die tiefere Bedeutung des Ehesakramentes versuchten wir am Abend zu beleuchten. Am dritten Tag standen Beziehungsgeschichten der Bibel im Mittelpunkt.

Den Rahmen des Programms bildete die Mitfeier der klösterlichen Liturgien, und der gemütliche Austausch untereinander in den Pausen und am Abend. Auch eine Wanderung, verbunden mit einer Kreuzwegandacht, in die wunderschöne Umgebung stand auf dem Programm. Insgesamt war es eine extrem schöne, bereichernde Zeit.

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 5

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

Ein Jahr in wenigen Zeilen zusammenzufassen fällt mir nicht leicht – vor allem, weil es im Laufe der Berufungsjahr-Wochenenden (und auch dazwischen!) so viele “dichte” Augenblicke gab und eine Vielfalt an Menschen, Orten, Feiern, Methoden, Gesprächen… Ich will daher vor allem in den Blick nehmen, wovon ich HEUTE zehre:

Meine wichtigste Motivation, mich zu diesem Jahr anzumelden, war, so etwas wie “SuchgefährtInnen” zu haben in meinem Schauen und Fragen, wohin mich mein Weg (weiter-)führen will. Das wurde mir (neben vielem anderen) in diesem Jahr mehrfach geschenkt – und zwar spannenderweise meistens “am Rande” der Wochenenden:


Zunächst im wirklich aufmerksamen Zuhören und Nachfragen einer anderen Teilnehmerin, wie ich denn etwas, das ich in einem Kleingruppengespräch gesagt habe, gemeint hätte. Das hat vieles für mich ins Fließen gebracht.

Am Vorabend zum dritten Wochenende, zu dem einige von uns schon am Freitag angereist sind, hat sich ein sehr ehrliches und tiefes und für mich überaus wertvolles Gespräch ergeben. An diesem Abend hat sich erstmals auch ein wirkliches “Gruppenfeeling” eingestellt: Mit Interesse an den Wegen der anderen sowie viel gegenseitigem Wohlwollen und Wertschätzung unserer Unterschiedlichkeit. Dieses “Wirklich-suchen-Dürfen” und nicht vortäuschen zu müssen, “voll den Plan zu haben”, sondern sich und den anderen einzugestehen, manchmal im eigenen Leben den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, hat echt gut getan. 

Beim letzten Wochenende schließlich hatte ich den Eindruck: “Jetzt geht’s erst richtig los!” – und wirklich: Sooo viele gute Dinge hat Gott in meinem Leben in der Zwischenzeit gewirkt. Als sehr schön empfinde ich es, dass für mich zwei wirklich gute und mir sehr wichtige Freundschaften aus dem Berufungsjahr entstanden sind. Es ist schön, miteinander auf dem Weg zu sein… und zu bleiben… 

Ich danke dem Leitungs-/Begleitungsteam für die sorgfältige und liebevolle Vorbereitung und Begleitung und bin froh, am Berufungsjahr teilgenommen zu haben. Vor allem aber bin ich neugierig und gespannt, was Gott in mir wachsen und lebendig werden lassen will…

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 4

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

Ich habe am franziskanischen Berufungsjahr 17/18 teilgenommen, weil ich einfach spürte, dass es nach einer tollen Erfahrung auf der Marcia Francescana irgendwie weiter gehen muss mit meiner Sehnsucht nach Gott und dem franziskanischen Leben.

Diese einzelnen Wochenenden waren geprägt von der Ausstrahlungskraft der jeweils einzelnen Klöster und der Gemeinschaft vor Ort. Wir durften franziskanisches Leben konkret erfahren und die Impuls und den Austausch ermöglichten uns sich tiefer mit sich selbst und seiner Gottesbeziehung zu befassen.

Es ist einem selbst überlassen wie tief man sich der Stille und dem Gebet vor Ort widmet aber genau dies waren für mich die fruchtbarsten Momente: ich durfte immer wieder für ein Wochenende aus der Hektik des Alltags aussteigen und mich ganz meinen Fragen widmen. Sehr genoss ich die ruhigen Zeiten der Stille und des persönlichen Gebets. Dies hat mich, so glaube ich, auf meinem Weg gestärkt und auch vorangebracht.

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 3

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

“Für mich war es sehr spannend, verschiedene Gemeinschaften kennenzulernen – die Leute und wie und wo sie leben.”

“Ich schätze es sehr, immer wieder für ein Wochenende aus dem Alltag auszusteigen, um mich und Gott tiefer kennenzulernen. Oft fühle ich mich dann wie in einer anderen Welt, Raum und Zeit enthoben.”

“Es tut gut, mit jungen Leuten in Kontakt zu treten, die sich ähnliche Fragen stellen. Da fühlt man sich verstanden und ermutigt.”

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 2

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der vergangenen “Franziskanischen Berufungsjahre” berichten über ihre Erfahrungen.

Das Berufungsjahr –

eigentlich nur ein gutes halbes Jahr, aber es ist viel passiert. Ich habe mich angemeldet, nachdem ich erst ca. ein halbes Jahr davor das erste Mal in Kontakt mit der franziskanischen Spiritualität gekommen bin und mich davon angezogen gefühlt habe.

Am Anfang waren die Treffen für mich inhaltlich sehr bereichernd, aber ich hatte das Gefühl, die Gruppe noch nicht gut genug zu kennen. Beim dritten Wochenende kam dann der Durchbruch: Wir haben auch in der Gruppe darüber gesprochen und waren uns einig, dass wir ab da eine Gemeinschaft waren, die sich wirklich gut unterstützt hat. Eine besonders schöne und auch herausfordernde Zeit hatten wie bei den Berufungsexerzitien.

Das Berufungsjahr hat sich wie ein gemeinsames Gehen mit verständnisvollen franziskanischen Begleitern angefühlt – umso schöner, dass der Weg für den Großteil von uns mit der Teilnahme an der Marcia francescana weitergegangen ist. Ich hoffe, dass mich ein “franziskanischer Blickwinkel” weiterhin begleiten wird.

Franziskanisches Berufungsjahr – Teil 1

Es ist nun schon das dritte Mal, dass sich eine Gruppe junger Menschen unter Begleitung franziskanischer Ordensleute sechs Monate lang auf „Berufungssuche“ begibt. Frauen und Männer mitten im Leben sind es, mit unterschiedlichen Ausbildungen, im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Sie lassen sich auf eine spannende Erfahrung ein. Im Franziskanischen Berufungsjahr schauen sie ganz ausdrücklich darauf, welchen Plan Gott in der Zukunft mit ihnen haben könnte. Die Antwort ist offen: Vielleicht geht es in Richtung Ehe, vielleicht auch zu einer Form des geweihten Lebens oder womöglich zu einem Leben als Single. Das Ziel ist es jedenfalls, am Ende Schritte zu wagen und aus einer gewissen Unentschiedenheit herauszukommen.

Alles beginnt mit einem „Schnuppertag“. Danach erst entscheiden die einzelnen, ob sie verbindlich an den folgenden fünf Treffen teilnehmen wollen. Die ersten drei davon dauern jeweils von Samstagmorgen (9.30 Uhr) bis Sonntagmittag. Dann folgen dreitägige Schweigeexerzitien und schließlich ein Abschlusswochenende, das von Freitagabend bis Sonntagmittag dauert. Der Ort ist jedes Mal ein anderes Kloster. Der Preis ist leistbar und dient lediglich zur Deckung der Unkosten.   

Ein Team franziskanischer Ordensschwestern und Ordensbrüder trägt und gestaltet das „Berufungsjahr“. Die großen Themen sind: Der Blick auf die eigenen Wurzeln, der Blick auf Gott und sein Wirken im eigenen Leben, das Hineinwachsen ins Gebet, die Unterscheidung zwischen Chancen, die es zu ergreifen gilt, und Versuchungen, denen zu widersprechen ist, eine existenzielle Lektüre der Hl. Schrift und noch vieles mehr. Natürlich ist bei alldem die franziskanische Spiritualität eine wichtige Quelle. Aber auch ignatianische Methoden des Hörens auf Gott kommen zum Zug. Welche Lebensform die Teilnehmer/innen später auch einschlagen werden – sie sollen vom Gelernten profitieren!

Dabei hilft auch, dass sie ermuntert werden, ein Berufungstagebuch zu führen und eine geistliche Begleitung in Anspruch zu nehmen. Dadurch, dass man sich je in einem anderen Kloster trifft, lernen die Teilnehmer/innen nebenbei auch unterschiedliche Ordensgemeinschaften aus der Nähe kennen. Besonders schön ist, dass diese jungen Leute, die alle auf einer relativ ähnlichen Suche sind, sich gegenseitig gut unterstützen und begleiten.   

Wenn du jetzt denkst: „Vielleicht wäre das auch etwas für mich?!“, kann ich beruhigen. Im Jänner 2020 (4.-5.1) startet ein Franziskanisches Berufungsjahr PLUS. Das besondere daran wird sein, dass wir auch eine Intensiv-Zeit in Assisi verbringen werden (2.-8.4.2020). Eingeladen sind suchende Menschen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. Da es sich um eine besondere Vertiefung handelt, sind auch bisherige Teilnehmer/innen herzlich eingeladen. Ein kurzes, eventuell auch telefonisches Vorgespräch ist notwendig. Für weitere Infos bitte eine Mail an laverna@franziskaner.at

Im Teil 2 in Kürze: Die Stimmen der bisherigen Teilnehmer/innen …

Nachprimiz P. Karl Maria Schnepps OFM 2.9.2018

Am 2. September 2018 feierte der Franziskaner P. Karl Maria Schneppsin der Wallfahrtskirche Maria Enzersdorf seine Nachprimiz. P. Karl erzählte von seinen „Flitterwochen“ als Neupriester. „Flitterwochen“ nannte er die Zeit seit seiner Priesterweihe am 17. Juni 2018 bis zur seiner Nachprimiz. In dieser Zeitdurfte er vieles zum ersten Mal machen: Beichte hören, taufen, das Sakrament der Krankensalbung spenden, in verschiedensten Gemeinden die hl. Messe feiern, den Primizsegen spenden, eine Wallfahrt nach Assisi begleiten uvm.

Zum Sonntagsevangelium (Mk 7,1-8.14-15.21-23) erklärte uns P. Karl, dass die Gebote Gottes nicht dazu dienen, unsere Freiheit zu beschränken, sondern uns vor Schaden zu bewahren. Er verglich die Gebote mit Straßenschildern. Wenn wir zB ein Stopp-Schild nicht beachten, kann das nicht nur für unser Auto, sondern viel mehr für unser Leben wirklich schwerwiegende Folgen haben.

Nach der hl. Messe gab es die Möglichkeit, den Primizsegen zu empfangen und anschließend mit dem Neupriester im Klostertreff zu sprechen und auf sein Wohl anzustoßen.

Wir wünschen P. Karl Gottes Segen und Offenheit für denHeiligen Geist in seinen Aufgaben als Priester!