Weltjugendtag 2016

Krakau ist eine wunderschöne Stadt. Ich war dort schon gefühlte tausend Mal zu Besuch. Diesen Sommer wurde Krakau jedoch in einen Ausnahmezustand versetzt. Die Stadt selbst hat ca. 760.000 Einwohner. Während des WJT stieg die Zahl auf ca. bis zu 2,3 Millionen! Ich konnte mir das vor der Reise gar nicht so richtig vorstellen. Erst nach dem Eintreffen, als wir ins Zentrum gefahren sind, dämmerte es mir allmählich, was uns hier erwartete. Ein unglaubliches Durcheinander von Menschen aus aller Herren Länder. Alle waren aus einem Grund gekommen – weil der Papst dazu eingeladen hatte. Hier habe ich wieder einmal den Sinn des Petrusamtes erkannt – es ist ein Dienst an der Einheit der Kirche. Aber das ist ein anderes Thema.

Es war für mich nicht so einfach, mich in Krakau zurechtzufinden. Ich kenne die Stadt sehr gut, aber wenn man mit einer Gruppe von 35 jungen Menschen beim Weltjugendtag dabei ist, kann man manchmal den Eindruck gewinnen, dass es eine andere Welt ist. Völlig Überfüllter Bahnhof, laute (unglaublich laute!) junge, fröhliche Menschen, die auf den Straßen von Jesus singen, Menschen, die in Jubelschreie ausbrechen, wenn sie eine Gruppe aus ihrem Land oder Kontinent erblicken. Selfies ohne Ende… Ich habe mich schon ein wenig gefragt, wo in diesem ganzen Durcheinander Platz für eine Begegnung mit Gott zu finden sein wird. Glücklicherweise habe ich so einen Platz in Krakau gefunden.

Im Zentrum gibt es viele Kirchen, die alle ziemlich alt und wirklich schön sind. Ich kenne die meisten von ihnen. Bei unseren Gängen durch die Stadt sind wir etliche Male bei der Dominikanerkirche vorbeigelaufen. Ich habe aber etwas erblickt, das mich wirklich interessiert hat. Im Klostergarten haben die Dominikaner für die Zeit des WJT ein Café eingerichtet. Viele sind hineingegangen, so habe auch ich mein Glück versucht. Das war die richtige Entscheidung.

Hinter der Kirche stand ein mittelgroßes Zelt, in dem man tolle Sachen bekommen konnte. Für mich war ein echter Espresso der Hit. Aber es gab noch viel mehr! Frisch zubereitete Smoothies, Cupcakes und viele tolle Sachen, die man essen oder trinken konnte. Es gab in dem Zelt sogar kostenfreies WLAN – für viele die beste Möglichkeit, mit der Welt zu kommunizieren. Toll war, dass hinter der Theke echte Dominikaner standen und die Gäste bedienten.

In einem kleinen Nebenzelt konnte man auch wirklich schöne Andenken an den WJT kaufen. Nicht zu vergessen sind die saubersten WC’s in Krakau! Die waren echt eine Wohltat.

Als ich mit einigen Leuten aus meiner Gruppe in diesem genialen Café meinen Espresso genoss, merkte ich, dass hier mehr los war, als man am Anfang denkt. Ständig schwirrten junge Leute durch die Gegend – mit neuen Smoothies, ofenfrischen Cupckakes und allerlei köstlichen Sachen. So habe ich auch erkannt, dass dieser Ort nicht nur von den Brüdern des Predigerordens (so nennen sich die Dominikaner eigentlich) getragen wird. Im Hintergrund arbeiteten mindestens 30 junge Menschen, die einfach ihre Zeit und Energie für die Besucher opferten.

Warum dieses Café mir so wichtig ist? Aus einem einfachen Grund: Hier sieht man, wie die Kirche ist. Erstens ist sie charismatisch. Einige der Dominikaner haben anscheinend auf Gott gehört und gesehen, dass es ihm gefallen würde, wenn sie guten Espresso und noch einiges mehr den Teilnehmern des WJT anbieten würden. Es braucht schon ein wenig Mut und Offenheit für Gott, um so den altehrwürdigen Klostergarten zu verwenden – für Menschen, die Christus begegnen wollen – und mit einem guten Espresso es auch besser können. Zweitens ist die Kirche eine Dienerin. Die jungen Menschen, die zusammen mit den Brüdern dort arbeiteten, haben einfach gedient – ohne irgendetwas dafür zu verlangen. Den Kaffe und alles andere konnte man mit einer Spende dotieren – aber alles war grundsätzlich kostenlos. Drittens ist die Kirche begeisternd. Irgendjemand konnte die Brüder und die jungen Helfer begeistern, all das zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass dieser Jemand Gott ist. Und dieses Café, oder eigentlich die Menschen, die dahinter standen, konnten auch mich begeistern – für einen intensiveren Einsatz für die Sache Jesu.

Der Weltjugendtag in Krakau war für mich viel mehr als dieses Café. Aber ich glaube, dass man in diesem schönen Klostergarten gut spüren und nachvollziehen konnte, was Kirche ist und warum so viele dem Ruf des Papstes gefolgt sind. Jesus lebt und er ist derjenige, der die Kirche mit Leben erfüllt – auch in unserer Zeit.

P. Darius Lebok OFM